125 Jahre NIESEN. Eine Geschichte zwischen Menschen und Industrie in Leverkusen

2017 feiert der DMS-Logistiker NIESEN aus Leverkusen sein 125-jähriges Firmenbestehen. Die vierte Generation des Familienunternehmens blickt auf bewegte Jahrzehnte voller technischer Veränderungen und Betriebserweiterungen zurück. Gelegenheit für einen Rückblick auf die Firmengeschichte …

1892. Das ausgehende 19. Jahrhundert ist eine Zeit inmitten von Umbrüchen, Industrialisierung und aufkommender Mobilität. Die ersten Eisenbahnen durchkreuzen das Land. Rauchende Schornsteine der Fabriken prägen die Stadtbilder. Vor allem das Ruhrgebiet entwickelt sich immer mehr zum deutschen Zentrum der industriellen Revolution. Die Gemeinden des späteren Leverkusen sind noch eher unberührt von der neuen Zeit, bis sich 1892 ein Großereignis einstellt, das die Stadt grundlegend verändern soll. Eine Wuppertaler Farbenfabrik bezieht Stellung am Rhein: die spätere Bayer AG.

Im gleichen Jahr eröffnet der Wiesdorfer Unternehmer Peter Niesen eine Firma, um das Auskommen seiner Familie zu sichern. Unter dem Namen »Transporte« bietet der Gründer seine Arbeitskraft und die seiner Pferde an.

125 Jahre liegen zwischen den Geschehnissen des ausgehenden 19. Jahrhunderts und dem Hier und Heute. Manche Firmen der damaligen Zeit sind verschwunden, andere sind zu internationalen Konzernen gewachsen, darunter Bayer.

Auch die Gründung des Wiesdorfer Transporteurs Peter Niesen meisterte die Jahrzehnte mit all ihren Höhen und Tiefen der Geschichte. 2017 schaut die vierte Generation nach dem Gründer auf ein regional fest verwachsenes Logistikunternehmen mit internationaler Reichweite. NIESEN und seine rund 160 Mitarbeiter feiern das 125-jährige Firmenjubiläum in Leverkusen. Und erinnern sich an die vergangenen Jahrzehnte und die Anfangsjahre ab 1892 …

Mühsame erste Jahre

Von seinem Haus mit Stallungen und Nebengebäuden in Wiesdorf baut Niesen sein Geschäft durch Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen auf. Anfangs nehmen täglich bis zu 150 Pferde-Wagengespanne den mühsamen Weg vom Rheinkai in die umliegenden Orte auf. Meist werden unverpackte Rohstoffe transportiert.

Mit der Zeit und durch zuverlässige Arbeit kann der Transporteur immer neue und größere Aufträge gewinnen. Schon im dritten Jahr nach der Gründung wird die Ultramarinfabrik Alfred Leverkus erster fester Vertragspartner. Nochmals zwei Jahre später erhält Niesen eine Zweigniederlassung der Wicküler Küpper-Brauerei in Elberfeld.

Bayer und NIESEN: eine dauerhafte Verbindung

Gleichzeitig profitiert die Firma vom guten Standort. 1905 folgt ein Auftrag, der zu einer der dauerhaftesten Kooperationen in der gesamten Firmengeschichte führt. Die Wiesdorfer Wohn-»Kolonien 1 und 2« befinden sich im Bau. Komplette Siedlungen mit Straßen und Häusern entstehen neu. Die Bauherren sind keine Geringeren als die »Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.«., die spätere Bayer AG.

Der Transporteur wird beauftragt, einen Großteil des Straßenbaumaterials an die Baustellen zu liefern. Mit einem Fuhrpark von 20 Pferden meistert Niesen die Herausforderung. Fortan kann er sich einer dauerhaften Partnerschaft mit dem stetig wachsenden Unternehmen erfreuen und noch einige Jahrzehnte beobachten, wie sich aus dem neuen Arbeitgeber in Wiesdorf langsam ein Konzern formt, der seine Stadt nachhaltig modernisieren wird.

Die Motorisierung beginnt

Auch bei NIESEN hält die Zeit Schritt. Aus den Fuhrwerken werden Motorwagen. 1910 besitzt Peter Niesen das erste Motorfahrzeug mit Kettenantrieb, ein Fahrzeug des Fabrikats Büssing. Damit öffnet sich ein Feld, das bis heute fester Bestandteil des Angebots ist: das Möbelspeditionsgeschäft. 1928 folgt schließlich das erste motorisierte Spezialfahrzeug für Möbeltransporte. Schnell ist NIESEN damit aus heutiger Sicht nicht unterwegs: Ganze 28 km/h schafft das für damalige Verhältnisse moderne Fahrzeug.

Die zweite Generation übernimmt

Vier Jahrzehnte hält Peter Niesen durch und übernimmt in dieser Zeit unterschiedlichste Aufträge. 1933 dann, 41 Jahre nach Gründung seiner Wiesdorfer Firma, übergibt er sein Lebenswerk schließlich an die Kinder Peter-Josef, Ernst und Maria. In diesem Zuge firmiert das Unternehmen am gleichen Standort in »E. & M. Niesen« um. Die zweite Generation führt das Unternehmen durch die schicksalhaften Jahre des 2. Weltkriegs und schafft es, den Betrieb in den Wirren von Krieg und amerikanischer Besatzung aufrecht zu erhalten.

Nach Gründung der Bundesrepublik, im Aufschwung der Wirtschaftswunderjahre, kann sich bei NIESEN ein weiterer Modernisierungsprozess durchsetzen. Und die »Bayer-Stadt« sieht für einige Jahre gleich zwei Firmen der Marke NIESEN ihre Arbeit verrichten. Wird »E. & M. Niesen« von Maria Niesen fortgeführt, hat ihr Sohn Peter-Josef Niesen in den 1950er-Jahren die eigene »Peter Niesen jun.« gegründet. Sein Unternehmen repräsentiert die zweite Generation der Niesen-Familie und setzt neben dem Möbelspeditionsgeschäft auch auf Transporte per Bahn.

Peter-Josef Niesen findet ein modernes Lagerhaus, das als Basis für die nächsten Jahre dient. Dies ist beheizt und verfügt über Rampen und Aufzüge, so dass Lagergüter schon 1962 klimageschützt untergebracht werden. Das Umzugsgeschäft verbindet sich mit der Einlagerung. Sowohl Privatpersonen wie auch Firmen können die kombinierten Dienste nutzen. Ein Schritt, der das Unternehmen einige Jahre später in die Gesellschaft bester Möbelspediteure bringt.

Die DMS entsteht

»Ein einziger, regional aufgestellter Möbelspediteur hat es schwerer in Zeiten, die überregionale Präsenz und Reichweite verlangen.« So denken Manfred und Peter Wilhelm Niesen, die als dritte Generation den Schwesterbetrieb »E. & M. Niesen« inzwischen integriert haben.
Dutzende weitere Firmenchefs aus der Branche denken ähnlich. Man möchte sich zusammenschließen und ein Netz qualifizierter Möbelspediteure in ganz Deutschland aufbauen. Die Folge ist die gemeinsame Gründung der DMS Deutsche Möbelspedition im Jahr 1968. Die verbundenen Spediteure legen den Grundstein für eine bald 50-jährige Erfolgsgeschichte, die im Jahr 2017 von rund 70 Betrieben an 120 Standorten zu erzählen weiß.

Der moderne Container hält Einzug

So, wie sich das Netzwerk der DMS seit der Gründung vergrößert, gehen auch Manfred und Peter W. Niesen den steten Weg der Expansion. 1974 beziehen die Brüder ein neues Firmengebäude in der Adolf-Kaschny-Straße in Küppersteg. Bis heute gehört der Standort zu NIESEN.

Ein besonderes Novum ist die Lagerung in Kleincontainern und 20-Fuß-Seecontainern. Transportcontainer und Lagercontainer vereinen sich zu einer Einheit. Umzugsgut und Lagergut kann gleich an Ort und Stelle in die endgültige Lagerstätte verladen werden. Das Geschäft des Umzugs und der Lagerung verzahnen sich immer mehr zu einer modernen Einheit. Gleichzeitig wird dem internationalen Geschäft Vorschub geleistet: die Seecontainer können praktisch an jeden Ort der Welt gehen.

Neue Reichweiten in internationalen Gefilden

1981 folgt ein Einschnitt in der Unternehmensführung. Im Alter von nur 49 Jahren verstirbt Mitinhaber Manfred Niesen, der eine große Lücke im Unternehmen hinterlässt. Sohn Klaus Niesen steigt ein Jahr später als Mitgesellschafter ins Unternehmen ein. Von der Pike auf hat der erst 22-jährige das Geschäftsfeld und die Firma kennengelernt. Gemeinsam mit Peter W. Niesen führt der Speditionskaufmann den Familienbetrieb als Junior-Chef in vierter Generation weiter.
Die 1980er- und 1990er-Jahre sind geprägt von Betriebserweiterungen und fortschreitender Modernisierung. Europäische Grenzen öffnen sich zunehmend. Als 1989 der Eiserne Vorhang fällt, öffnen sich auch die Wege in östliche Nationen. Die sich ergebenden Chancen wissen Peter W. und Klaus Niesen zu nutzen. Folgerichtig wird aus der »Peter Niesen jun. KG« die »Peter Niesen GmbH & Co. Internationale Möbelspedition KG«. Die Zeichen stehen auf Vergrößerung der Reichweite.

Neue Geschäftsfelder in der Höhe

Aber auch in die Höhe wird expandiert. 1990 schafft NIESEN einen Spezial-Lkw mit integrierter Kraneinheit an – eine Sonderanfertigung, die maßgeblich auf der Konzeption von Klaus Niesen beruht.

So können umfangreiche Firmenumzüge per »Kran-Containersystem« effizienter als zuvor abgewickelt werden. Transportcontainer können in höheren Stockwerken an den Außenfassaden der Betriebsgebäude andocken und über die Fenster beladen werden. Die Spedition bringt die gefüllten Container dann an den Zielort des Umzugs oder ins Lager. Bis heute hat sich dieses System bei Hunderten Firmenumzügen bewährt.

Der Kran-Lkw gewinnt bald auch die Aufmerksamkeit der Kunstwelt. Weltbekannte Künstler wie Tony Cragg oder Markus Lüpertz vertrauen seit 1991 auf die Kunsttransporte per Kranfahrzeug – die Abholung in ihren Kunstgießereien, den Transport an viele Ziele Europas und die zuverlässigen Montagen der neu gegründeten Abteilung für Kunsttransporte.

System-Logistik für Vielfalt und Flexibilität

2003 wird die Geschäftsführung komplett an den mittlerweile 43-jährigen Klaus Niesen übergeben. Viele Möglichkeiten bieten sich dem erfahrenen Logistiker und seinem Team zu diesem Zeitpunkt schon. Seit 2001 kann vom 50.000 Quadratmeter großen Betriebsgelände in der Robert-Blum-Straße 55 agiert werden. Der Standort in der Adolf-Kaschny-Straße sorgt für weitere Kapazitäten.

Und das Unternehmen bleibt kreativ. Warum nicht die einzelnen Geschäftsfelder wie Bausteine erweitern und kombinieren? Die Möglichkeiten der Lagerlogistik, des Transports, der Kräne und viele Zusatzleistungen in bedarfsgerechten Kombinationen anbieten?

Beispielsweise wird die Lagerlogistik fortlaufend optimiert und dabei noch enger mit dem Umzugs- und Transportgeschäft verbunden. So können Firmen jeder Größenordnung nicht nur umziehen. Sie können sich zusätzlich auf immer speziellere Lageroptionen für Akten oder Büroinventar verlassen, die während eines Standortwechsels oder dauerhaft eingelagert werden. NIESEN kann sogar Übergangs-Büro-
räume anbieten, solange Firmengebäude noch nicht bezugsfertig sind. Die Containerabteilung macht es möglich.

Megathema Ökologie auch bei NIESEN

2011 wächst das Gesamtgelände mit dem Kauf der Robert-Blum-Straße 57 auf 80.000 Quadratmeter Logistikfläche. Für verschiedene Lageroptionen stehen 35.000 Quadratmeter Hallenflächen bereit. NIESEN nutzt das Potential der Flächen, um einem weiteren Thema der Neuzeit gerecht zu werden: der Ökologie im Sinne des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit. Auf dem Dach der Logistikhallen lässt NIESEN eine 10.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage installieren, die genug Strom für mehrere hundert Haushalte produzieren kann.

Auch sonst wird das Unternehmen »einmal auf Nachhaltigkeit umgekrempelt«, so dass sämtliche Prozesse den allgemeinen Forderungen nach hohen Umweltstandards entsprechen. Der Fuhrpark setzt beispielsweise komplett auf moderne Euro5 und Euro6-Standards und auch die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter werden nochmals auf Schonung hin optimiert. Denn auch der Logistiker weiß: Die Menschen sind die wichtigste Ressource.  
 

Menschlichkeit und Soziales als Teil der Firmenkultur

Überhaupt steht der Mensch im Mittelpunkt des modernen Unternehmens NIESEN. »Dynamisch. Menschlich. Sicher.« lautet schließlich der Leitspruch der Kooperation DMS Deutsche Möbelspedition. Der DMS-Betrieb ist dem treu.Schließlich sind es die Mitarbeiter, welche über Jahrzehnte mit ihrer Arbeitskraft, Kompetenz und Freundlichkeit zu Entwicklung und Fortbestand des Unternehmens beigetragen haben. Der Betrieb bietet seinem Personal heutzutage nicht nur zeitgemäße Standards bei den Arbeitsbedingungen, sondern auch weitere Vorteile wie eine Betriebsrente.

Auch die Geselligkeit ist in der Familientradition fest verankert. Schon Firmengründer Peter Niesen stand im vorletzten Jahrhundert stets in gutem Kontakt zu seinen Mitbürgern. Auch 125 Jahre später sind die Menschen von NIESEN gerne Teil der sozialen Aktivitäten rund um Leverkusen und Köln.
Immer wieder kann man den Promotion Truck oder die fahrbare Musikbühne von NIESEN bei Ereignissen aller Art antreffen. Beispielsweise pflegt das Unternehmen jahrzehntelange Kontakte zu den Sportvereinen von Bayer Leverkusen. Bei den international bekannten Leverkusener Jazztagen mit Musikprominenz aus der ganzen Welt fungiert NIESEN als Sponsor.

125 Jahre NIESEN in Leverkusen

Der Kreis der Unternehmensgeschichte schließt sich 2017 in der Wiesdorfer Hauptstraße. 125 Jahre sind vergangen, seit Peter Niesen hier seine Stallungen bezog und mit Pferd und Wagen das Transportgeschäft begründete. Das Stadtbild hat sich über die vielen Jahre gründlich verändert. Nicht nur, dass das Bayer-Gelände zur »Stadt in der Stadt« gewachsen ist. Auch die Wiesdorfer Hauptstraße hat sich zur belebten Fußgängerzone mit großen Einkaufszentren gewandelt. Die historischen Räumlichkeiten von NIESEN sind lange verschwunden …
… und doch ist das Leverkusener Traditionsunternehmen immer wieder auf der Hauptstraße präsent. Einmal im Jahr findet hier das Jazzfestival Street Life statt. Und NIESEN hat es sich nicht nehmen lassen, auch dieses Musikfest seit Jahren zu fördern.

2017 feiert NIESEN sein 125-jähriges Firmenjubiläum. Ein Teil der Feierlichkeiten wird selbstverständlich auch beim Street Life stattfinden. Inmitten der Leverkusener Menschen. Am »Geburtsort« des Logistikers.

Die DMS gratuliert einem der Gründungsbetriebe von 1968 zum 125. Firmenjubiläum.